LEITBILD

BEZIEHUNG ALS GRUNDLAGE

Die Arbeit in und um den Mamerhaff gründet auf ein theoretisches Fundament, das sich im Leitbild des gemeinnützigen Vereins widerspiegelt. Die Ideen vieler unterschiedlicher und anerkannter Autoren stimmen mit denen der Gründerinnen des Mamerhaffs überein und dienen somit als theoretische Grundlage.

Die Arbeit auf dem Mamerhaff stützt sich auf ein Wertefundament, welches aus denen von Jesper Juul – namhafter dänischer Pädagoge und Familientherapeut – recherchierten und definierten Werten – Authentizität, Gleichwürdigkeit, Verantwortung und Integrität – besteht. Die Zielsetzungen „vom Gehorsam zur Verantwortung“, die Anerkennung des Kindes als kompetentes Wesen von Anbeginn an, sowie die Ausdehnung der 4 Werte über das Elternhaus hinaus auf Schulen, Betreuungs- und soziale Einrichtungen, halten wir für absolut erstrebenswert. In diesem Sinne ist es nur ein nächster Schritt gewesen, das von Jesper Juul gegründete Format „familylab international“ als „familylab.lu“ in den Mamerhaff zu integrieren.

Einen weiteren wichtigen Wegweiser für unsere Arbeit finden wir in dem Kinderarzt, Wissenschaftler und Autoren Herbert Renz-Polster. In seinem Buch und Vorhaben „Kinder verstehen“ setzt er den Fokus seiner Arbeit auf die Kinder von heute und bezieht zur Erklärung ihres Denkens, Fühlens und Handelns den evolutionären Hintergrund in seine Reflexionen mit ein (Renz-Polster, 2015).

 

Wir schließen uns Dr. Herbert Renz-Polster an, wenn er schreibt, dass gerade die Fundamentalkompetenzen, welche Kinder zu erlernen haben, nämlich Steuerung des Ichs, soziale Kompetenz, Resilienz, sowie Kreativität – unter anderem Grundlage einer starken und eigenständigen Persönlichkeit – didaktisch nicht vermittelbar und nur durch Eigenerfahrungen des Kindes zu entwickeln sind. Eigenerfahrungen erfordern Mut, der wiederum nur aufgebracht werden kann, wenn schützende Beziehungen diesen Prozess der Selbstorganisation begleiten (Renz-Polster, 2014). Der Aufbau der Fundamentalkompetenzen kann sich also nur bestmöglich gestalten, wenn ein Kind eine sichere Bindung zu seinen Bezugspersonen aufgebaut hat, die es ihm dann erlaubt, seine Umwelt selbständig zu erkunden, neue Erfahrungen auf natürliche Weise zu sammeln und auf allen Ebenen zu wachsen.

In diesem Sinne inspiriert uns das Plädoyer von Renz-Polster für eine selbstgestaltete freie Kindheit, und lässt sich in dem Aufruf „Beziehungskonzepte statt Bildungskonzepte“ gut bündeln (Renz-Polster, 2014, S.216). Hier spielt die Bindungstheorie als gut fundierte Grundlagentheorie für unseren Blick auf Menschen eine übergeordnete Rolle und die Verknüpfung einer evolutionären Perspektive mit der klassischen Bindungstheorie bringt uns auf dem Mamerhaff zu einer bindungs- und bedürfnisorientierten Sichtweise. Kindern durch Wurzeln zu Flügeln zu verhelfen, finden wir eine überaus wertvolle Sicht- und Handlungsweise für uns als Erwachsene.

Ansätze, Initiativen und Konzepte wie das „Art-gerecht-Projekt“, das „Attachment parenting“, das Co-working-Konzept „Rockzipfel“, sowie etwa Gerhald Hüthers „Schulen der Zukunft“, oder auch Peter Mortensens „neue Führungskompetenz“, aber auch bindungs- und bedürfnisorientierte Konzepte für Kindertagesstätten und außerschulische Betreuungseinrichtungen verfolgen wir interessiert und diskutieren sie gemeinsam, um nur einige zu nennen.

Wir reihen uns in die Riege der „mompreneurs“ ein und verfolgen auch hier die Entwicklungen in diesem Bereich. Fragen nach der Vereinbarkeit von Familie und Beruf als auch der Realisierbarkeit eines persönlichen Lebens- und Familienmodells stehen somit kontinuierlich im Fokus unserer Reflexionen.

Bibliographie

Ahnert, L. (Hrsg.) (2014). Frühe Bindung. Entstehung und Entwicklung.
München: Reinhardt.


Juul, J. (2012). Familienberatung. Perspektiven und Prozess.
München: edition + plus.


Juul, J. (2013). Dein kompetentes Kind. Auf dem Weg zu einer neuen Wertegrundlage für die ganze Familie.
Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag.


Juul, J. (2014). Werte, die Kinder ein Leben lang tragen.
München: GRÄFE UND UNZER ERLAG GmbH.

Juul, J., Jensen, H. (2002). Vom Gehorsam zur Verantwortung. Für eine neue Erziehungskultur.
Weinheim und Basel: Beltz Verlag.


Renz-Polster, H. (2014). Die Kindheit ist unantastbar.
Weinheim: Beltz Verlag.


Renz-Polster, H. (2015). Kinder verstehen. Born to be wild. Wie die Evolution unsere Kinder prägt. (6.Aufl.).
München: Kösel-Verlag.


Voelchert, M. (o.D.). Trennung in Liebe, Partnerschaft in Liebe.
München: Mathias Voelchert GmbH.